Dienstag, 26. April 2011

Ostern 2011 - Abenteuer statt Eiersuche, Teil 2

Bei Sonnenschein aus Berlin raus
Holger und Claudia bei der Einweisung
Ostersonntag haben wir etwas länger geschlafen, die Quads hatten wir ab 11 Uhr in Berlin-Pankow angemietet. Zuerst wollten wir uns einer geführten Tour in Brandenburg anschließen, aber dann gefiel uns das ganztägige Anmieten von zwei Quads mit Straßenzulassung und eigener, unabhängiger Tour besser. Preislich war es sogar günstiger, da kein zusätzliches Personal durch den Vermieter benötigt wird. Okay, die Offroadstrecken fielen flach, aber da wir zuvor noch nie auf einem Quad gesessen hatten, war uns die "ruhigere" Straßenvariante zunächst ganz recht. Wir waren mit dem Vermieter FAIR, einem Familienunternehmen in Berlin-Pankow, sehr zufrieden und können diesen guten Gewissens weiter empfehlen. Sehr nette Leute und die Rückgabe am Abend konnten wir flexibel nach unserer Tour vereinbaren. Für 95,- € (plus Benzinkosten und Helmmiete) pro Quad standen uns zwei waldgrüne Kawasaki KVF 360 mit Automatikgetriebe zur Verfügung. Sehr schicke Teile, mit denen wir dann auf geraden Strecken mit bis zu 70 km/h durch die Gegend brausten.

Schloss Dammsmühle
Abseits des Wanderweges
Da meine Schwester und ich unseren Hauptspaß am Vortag mit dem Tandemsprung hatten, kamen jetzt die Männer zum Zug und wir Schwestern fuhren fast ausschließlich als Beifahrerinnen mit. Völlig okay, zumal ich so unterwegs auch zu ein paar Fotos und Videoschnipsel während der Fahrt kam. Zunächst ging es auf schnellstem Wege aus Berlin raus zum Schloss Dammsmühle, einem weiteren, jedoch recht bekannten, "Lost Place" in Brandenburg. Ein Spaziergang um den See vor dem Schloss offenbart zusätzliche Hinterlassenschaften wie kleine Bunker etc., vor allem jedoch immer wieder schöne Ausblicke über den See. 
 
Entspannung am See
Fahrerwechsel unterwegs
Anschließend genossen wir am Rahmer See ein ausgedehntes Mittagessen am vorbestellten Tisch im Gartenbereich des Restaurants
"Zur Waldschänke" Ausgedehnt auch deshalb, weil am Ostersonntag scheinbar alle Welt auswärts im Grünen zu Mittag essen wollte, was bei 23 Grad und strahlendem Sonnenschein nicht weiter verwunderlich war. Machte aber nichts. Als die Sonne zu sehr knallte, brachte man uns eigens einen extra Sonnenschirm an den Tisch und gut gestärkt ging es anschließend weiter Richtung Briesetal durch größere Waldgebiete. Hier sind meine Schwester und ich dann auch mal gefahren und unsere Männer mussten auf dem Sozius Platz nehmen. Dabei habe ich gemerkt, wie "unhandlich" so ein Quad teilweise reagiert, wenn es in die Kurve geht. Man braucht schon ein klein wenig Kraft, mit einem Motorrad oder einer Servolenkung beim Auto ist das nicht vergleichbar. Machte aber riesig Spaß und war mal ein völlig neues Fahrerlebnis!

Auch Claudia wollte mal fahren
Können wir langsam weiter?
Auf dem Rückweg nach Berlin gönnten wir uns dann noch eine Kaffeepause in einem kleinen Gartenlokal in Schildow namens "Kastanienhof". Wie es uns dort gefallen hat, kann man in der Bewertung vom 25.04.11 nachlesen. Abends konnten wir uns dann zu einem weiteren Restaurantbesuch nicht mehr so recht aufraffen und ließen den Tag und alle sonstigen Ostererlebnisse ganz gemütlich zuhause ausklingen. Heute Vormittag sind meine Schwester und ihr Freund dann abgereist und zurück nach Bremen gefahren.
Bis zum nächsten Mal, auf das wir uns schon sehr freuen. Dann vielleicht im schönen Fläming oder in Potsdam mit einer gemeinsamen Ballonfahrt zu viert... 
4 große Eisbecher - die hatten wir uns verdient! :-)


Montag, 25. April 2011

Ostern 2011 - Abenteuer statt Eiersuche, Teil 1

Sonnige Ostern im Botanischen Garten
Inzwischen ist es eine Art Tradition geworden, dass meine Schwester und ich uns zum Geburtstag ein gemeinsames Erlebnis schenken. Da wir beide um den Jahreswechsel herum Geburtstag haben, sind wir oft in den Folgemonaten zu Veranstaltungen wie "Deep Purple" (2003 in der Berliner Wuhlheide), der "Blue Man Group", "Afrika! Afrika!" oder auch "Kurt Krömer" gegangen. 
v.l.n.r.: Heidi, Robsen, Claudia, Holger

Dieses Mal sollte es etwas ganz Besonderes sein und wir wollten uns beide einen lang gehegten Wunsch erfüllen: einmal aus dem Flugzeug springen und mit einem Fallschirm zu Boden gleiten, mit anderen Worten: ein Tandemsprung sollte es sein. Und damit unsere Männer nicht nur zuschauen, sondern ebenfalls ein schönes Erlebnis haben, sollte am nächsten Tag noch eine Quadtour folgen. Welches Wochenende wäre da besser geeignet gewesen als die diesjährigen, sonnigen Osterfeiertage? :-)

Den Freitagnachmittag begannen wir ganz entspannt mit einem herrlichen Bummel durch den Botanischen Garten in Berlin Steglitz. Alles blühte und duftete, welch eine Wohltat für die Sinne! Ein Käffchen auf der Sonnenterrasse und später ein leckeres Essen auf der Terrasse eines italienischen Restaurants ließen uns das ereignisreiche Osterwochenende geruhsam beginnen, bevor uns der Wecker am nächsten Tag sehr früh aus dem Bett warf.

Scheiben putzen vor dem ersten Flug
Für unseren Tandemsprung hatten wir uns den Anbieter "GoJump" in Gransee (nördl. von Berlin) ausgesucht. Nach kurzer Überlegung, ob wir die günstige "Lite"-Version aus 2.500 m Höhe buchen sollten, meinten wir übereinstimmend: "Nö - wenn schon, denn schon!" Also reservierten wir einen Sprung aus 4.000 m Höhe und das früh morgens als "Early Bird" (bis 8:30 Uhr) zum Preis von 165,- € statt 190,- €.

Gegen 6:45 Uhr ging es daher schon mit unserem Bus aus dem Süden Berlins in Richtung Gransee. Auf der AB-Raststätte Stolpe legten wir noch eine kurze Frühstückspause ein. Schließlich sollte man besser etwas im Magen haben, bevor man das erste Mal so einen Sprung wagt. Heiße Paninis und Kaffee schmeckten vorzüglich und gegen 8:20 Uhr erreichten wir dann den Flugplatz, wo wir gleich zur Anmeldung gingen, um unseren reservierten Sprung zu bezahlen und weitere Hinweise zum folgenden Ablauf entgegen zu nehmen. Es blieb noch etwas Zeit, um schon die Maschine zu begutachten, deren Scheiben vom Piloten gerade gründlich geputzt wurden. Das kleine Flugzeug wurde zuvor vom neuseeländischen Piloten in 3 Wochen von Neuseeland nach Gransee geflogen und trug noch ein neuseeländisches Kennzeichen.  

Einweisung für die Tandemspringer
Es dauerte dann auch nicht lang, bis wir über Lautsprecher in die Halle gerufen wurden und sich der jeweils zuständige Tandemmaster vorstellte, weitere Erklärungen abgab und uns die Schutzkleidung überreichte (Overall, Kopfhaube, Handschuhe). Unsere Schuhe wurden ebenfalls kontrolliert (keine Sandalen, hohe Absätze, Cowboystiefel oder Schnürung mit Haken). Das war alles tutti und sobald wir vollständig eingekleidet waren, ging es an die Trockenübungen, wobei uns gezeigt wurde, wie wir uns vom Absprung bis zur Landung verhalten mussten. Am meisten Wert wurde dabei auf das Anheben der Beine im 90°-Winkel kurz vor der Landung gelegt, damit zuerst der Tandemmaster den Aufprall abfangen kann, bevor beide auf dem Hintern landen. (Ein "Mitlaufen" war hier nicht gewollt, dabei ist die Verletzungsgefahr wohl größer.) Drei weitere Tandemspringer waren mit in der Gruppe, ich war die Älteste und Rundeste, wobei mir nur das Übergewicht nicht so angenehm war, aber daran konnte ich zu dem Zeitpunkt leider nichts mehr ändern.

Dicht an dicht wird eingestiegen
Im Flieger auf dem Weg nach oben
Und schon ging es los zum Flieger, dessen Propeller langsam warm liefen. Mit dem Rücken zum Piloten saßen anschließend auf zwei knöchelhohen Sitzbänken die Tandemspringer mit ihrem Master aufgereiht hintereinander und davor gesellten sich bis zur Ein-/Ausstiegsluke die Einzelspringer. Ich saß direkt hinter einem Einzelspringer, während meine Schwester weiter hinten saß. Schade, so konnten wir nicht direkt hintereinander springen und ich durfte auch noch als Erste raus. Als die Jalousie geschlossen wurde und wir starteten, ging der Adrenalinspiegel langsam nach oben. Die Einzelspringer unterhielten sich locker und mein Tandemmaster fragte mich 1, 2 Male, ob es mir gut geht, während sich die Maschine immer höher schraubte und er mein Gurtzeugs mit Karabinerhaken an seinem einklinkte. Mir ging es gut, ich genoß den Ausblick und wunderte mich nur ein wenig, wie lange der Anstieg dauerte und ob wir nicht langsam die 4.000 m erreichen würden, als das Erdgeschehen immer kleiner wurde. Dann wünschten sich die Einzelspringer viel Glück mit ritualisiertem Handschlag, Faust an Faust und V-Zeichen und einige meditierten noch kurz. Da wusste ich, jetzt wird es endgültig ernst und da wurde mir auf einmal ganz flau im Schädel. 'Kipp jetzt bloß nicht aus den Latschen!' mahnte eine innere Stimme. Blutdruck und Puls mussten da gerade eine Rekordhöhe erreicht haben und ich war froh, morgens noch eine Aspirin genommen zu haben. 

Schon "vor der Tür" - gleich geht's los!

Kurz nach dem Absprung
Dann wurde die Ausstiegsjalousie nach oben geschoben, ein kalter Wind pfiff herein und der erste Springer drehte sich um, klammerte sich mit beiden Händen links und rechts der Öffnung fest und sprang dann rückwärts in die Tiefe. Wow! Der Nächste machte es ebenso, griff aber im Absprung nach den Händen eines weiteren Springers, der dann vorwärts mit dem rückwärts Abspringenden nach draußen stürzte. Vermutlich Lehrer und Schüler, schoss es mir durch den Kopf. Als die 6 oder 7 Einzelspringer draußen waren, rutschte mein Tandemmaster auf dem Hosenboden mit mir zur Luke.

Wahnsinn - ein Flug durch's All, ...
...der einfach unglaublich war!
Laut Anweisung nahm ich schon draußen hängend die Form einer gekrümmten Banane an (mit Hohlkreuz) und schon stürzten wir in die Tiefe. Boah - was für ein Gefühl! Wir drehten (ungewollt?) eine Schraube und dann breitete ich nach Tippen auf meine rechte Schulter die Arme aus und wir rasten in korrekter Position dem Erdboden entgegen. Ich bekam die ersten Sekunden keine Luft, auch nicht durch die Nase. Ich glotzte einfach nur durch die Brille auf die gekrümmte Erdoberfläche und war total fasziniert. Ich sauste durchs All! Na ja, so kam es mir die ersten Sekunden zumindest vor. :-)

Winkewinke kurz vor der Landung 
Lediglich ein plötzliches Stechen in den Ohren sorgte für Unwohlsein. Der Druckabfall war wohl zu schnell für mich, vielleicht war auch ein leichter Schnupfen Schuld. Der versuchte Druckausgleich blieb erfolglos und das rechte Ohr für den Rest des Tages dicht. Das minderte aber nicht mein Glücksgefühl, als der Fallschirm geöffnet wurde und das Rasen durch die dünne Luft in ein sanftes Schweben überging, so dass mehr Zeit für ein ausgiebiges Betrachten der Welt von oben blieb. Als ich dann noch ein wenig Lenken durfte, war mein Glück perfekt. Es währte leider nur kurz, dann musste der Tandemmaster wieder übernehmen, denn wir konnten den Landeplatz nicht wie vorgesehen erreichen und mussten beim Bauern auf dem Acker landen. Die nachfolgendem Tandemspringer trieben noch mehr ab. Der Pilot hatte die Scherwinde falsch eingeschätzt, wie wir hinterher erfuhren, und uns daher nicht an der idealen Position abspringen lassen. Die Einzelspringer schafften es noch so gerade, von den Tandemspringern erreichte keiner den Landeplatz.

Weiche Landung auf dem Acker
Ssschööön war's!
Verletzt wurde zum Glück niemand, aber die Tandemmaster, die kurz hinter der B96 mit ihren Gästen runterkamen, waren alles andere als sonderlich erfreut. Wir stiefelten dann über den Acker Richtung Flugplatz, bis uns ein Wagen abholte und den restlichen Weg zurückfuhr. Auch die übrigen Springer wurden alle mit dem PKW abgeholt. Bei der zweiten Runde, die wir uns noch vom Boden aus anschauten, waren die Sprünge dann genauer, jetzt konnte der Pilot die ideale Absprungposition besser einschätzen. Das wird ihn wohl abends einen Kasten Bier gekostet haben. Uns war es ein unvergessliches Erlebnis, stolz wie Oskar nahmen meine Schwester und ich unser "Freefall Certificate" in Empfang, nachdem wir zunächst unsere Männer glücklich in die Arme genommen hatten.

Sumpfgebiet auf dem Weg zur
geheimnisvollen Stadt im Wald
Hier gab es viel zu entdecken
Anschließend fuhren wir zur "Stadt im Wald" nahe der B 109, wo wir durch einen sehr langen Spaziergang und das Stöbern in einzelnen Gebäuden wieder zur Ruhe kamen. Welch ein Kontrast diese maroden Gebäude im tiefen Wald zu den schnellen Fallschirmsprüngen aus hoher Höhe doch bildeten! Bei der "Stadt im Wald" handelt es sich um einen riesigen, ehemaligen Kasernenkomplex der Russen, die hier als Armeeangehörige mit ihren Familien unter völliger Abschirmung bis Anfang der Neunziger lebten. Tausende von Menschen wohnten hier in einer durch Mauern und Zäune gesicherten Stadt mit Kindergarten, Schule, Einkaufsladen, Turnhalle, Kantine, Kino, Theater, Waschküche und einer Vielzahl von Kasernen und Wohngebäuden mitten im Wald.

Riesige Gebäude - verlassen

Kuckuck!
Kein Hinweisschild gibt hierzu Auskunft, wir selber waren vor längerer Zeit durch unser Hobby, das Geocaching, auf dieses Areal aufmerksam geworden und zeigten es nun meiner Schwester und ihrem Lebensgefährten. Dem Verfall preisgegeben stehen seit 20 Jahren alle Gebäude leer und verlassen dort und können zur Zeit nach 1,5-2 km zu Fuß vom nächstgelegenen Parkplatz aus besichtigt werden. Die in der Nähe stationierten Bau- und Räumfahrzeuge lassen jedoch vermuten, dass auch hier bald Schluss sein könnte mit den verlassenen Zeitzeugen damaliger Aktivitäten.

Hier wurde mal Theater gespielt
Russisches Heldengemälde
Als wir später wieder beim Bus waren, stärkten wir uns noch mit Getränken und Obstsalat, bevor wir in einer etwas versteckt liegenden, kleinen Gaststätte bei Mildenberg namens "Bernies Café" weitere Kleinigkeiten im Garten mit Blick auf grasende Lämmer genossen. Nach einem Besuch im Ziegeleipark stand uns nicht mehr so der Sinn, auch wenn die sichtbaren Gerätschaften recht interessant wirkten (vielleicht ein anderes Mal). Daher ging es nachmittags wieder heimwärts und abends war dann ein Restaurantbesuch "Open Air" beim Mexikaner in fußläufiger Entfernung von uns zuhause angesagt.